Geniessertage im Lechtal
Die Corona-Zwangspause war schon viel zu lang. Die Sehnsucht nach erfüllenden Bergerlebnissen lässt erst gar keine Zweifel in mir aufkeimen. Ich muss das Verbot meines Arztes, dass ich in diesem Winter nicht Ski fahren darf, umgehen. Es gibt nur eine Lösung, die mich zwar nicht gerade begeistert, aber es hilft ja nix… statt Skitouren dann halt Schneeschuhtouren!
Die Stamm-Teilnehmer an den bisherigen Geniessertagen kurzfristig angemailt und ein paar Tage später hat sich schon eine stattliche 7-köpfige Gruppe gebildet. Natürlich wie immer in der Woche nach Fasching und natürlich wieder mit dem Dulli-Bus von Rene! Und natürlich dürfen die anderen im Gegensatz zu mir mit ihren Tourenski laufen und (grummel) abfahren.
Ein passendes Ziel zu finden, fiel mir schwerer als gedacht. Und wie so oft, als die Favoriten abgehakt und für untauglich befunden waren, fiel mir das Lechtal ein. Einfache, relativ kurze Anreise, ruhig und vom Massentourismus verschont und viele Tourenmöglichkeiten. Nur ein „Geniesser“-Quartier musste noch her. Aufgrund der vielen tollen Quartiere der letzten Jahre gar nicht so leicht. Doch Glück gehabt, der Föhrenhof in Stanzach ist ein super Hotel, herzlich geführt, schöne Zimmer, netter Wellnessbereich, und sehr wichtig: hervorragendes Essen. Die Bedienungen haben nach dem ersten Abend Mitleid mit uns, weil die holländische Reisegruppe vor uns das Salatbuffet geplündert hat und lässt die nächsten Abende die Holländer jeweils so lange warten, dass wir rechtzeitig ans Buffet kommen. Für ein Späßchen sind sie auch zu haben, als unser allerliebster Rene statt eines leckeren Marillenschnaps ein Stamperl „Leitungsheimer ohne bekommt“ und sich noch wundert, dass er im Gegensatz zu uns das Aroma nicht riecht. Corona lässt grüßen…
Wir erwischen eine Super Woche, was in diesem Winter nicht schwer ist, denn gefühlt scheint eigentlich dauernd die Sonne. Der Unterschied zu manch anderen Wochen ist, dass es noch ziemlich kalt geblieben ist. Dies beschert uns späteres Aufstehen und entscheidend: tollen Pulverschnee! Was mir wiederum herzlichst egal sein könnte mit den Sch….schuhen, aber auch wenn es bei den Abstiegen schon echt hart war, runter laufen zu müssen und nicht abfahren zu dürfen: ich hab mich ehrlich für die anderen gefreut, dass der Schnee überwiegend genial war.
Bei der Tourenplanung kamen nur solche Touren in Betracht, die keine langen Talhatscher haben. Zum einen hatte ich keine Lust, stundenlang einen Ziehweg talauswärts zu laufen während die anderen mit den Skiern in ein paar Minuten unten wären und zum anderen sollte die Gruppe auch möglichst zeitgleich wieder am Ausgangspunkt zurück sein. Da kam mir auch ein bißchen meine Gebietskenntnis im Lechtal zugute und so fielen mir relativ schnell einige Touren ein, die dafür geeignet schienen.
An Anreisetag wollten wir zum Eingehen eine kleine Halbtagestour zur Krinnenalpe machen. Hat nur teilweise funktioniert. Krinnenalpe ja, Eingehen eher nicht, weil unsere Aufstiegsroute vom Haldensee aus unbekannterweise durch eine sehr steile und enge Rinne führte und eine sehr gute Spitzkehrentechnik erforderte. Haben alle bestens geschafft, Vorteil bei mir: mit Schneeschuhen problemlos… Abfahrt im unteren Bereich über die Piste, Rene fuhr vor und sollte den Bus holen, verfuhr sich in einen Eisfall und entkam einem völligen Desaster nach seiner eigenen Aussage nur Dank seiner hervorragenden Skitechnik. Für nähere Infos steht er selbstverständlich jederzeit bei den nächsten Stammtischen zur Verfügung, oder Rene?
Am nächsten Tag war das Sattele unser Ziel, ein früherer Übergang zum Warentransport vom Hahntennjoch nach Gramais. Ein herrliches Kar, perfekt geneigtes Skigelände (knurr). Und wieder Rene… oben angekommen packt er seine (mittlerweile von Bataillon- auf Normalgröße geschrumpfte) Brotzeitbox aus, die sich nach kurzer Zeit von selbst auf die andere Talseite Richtung Gramais bewegt. Zum untätigen Staunen und Bangen verurteilt, beobachten wir die Rutschpartie. Noch über eine kleine Kante hinweg und die Dose saust die steilen Schneehänge auf Nimmerwiedersehen hinab. Erinnerungen an Helga´s Thermosflasche werden wach, die bei einer Mädelstour von einigen Jahren keinen Halt mehr fand und wohl noch immer irgendwo im Bachbett vor sich hin rostet. Doch wie von der Hand Gottes gebremst, nimmt sie diese letzte Hürde nicht mehr und bleibt liegen. Alles ist gut, besonders die folgende Abfahrt, wie ich mir im Tal sagen lassen musste: ein Traum! Hurra, ich habs auch ohne Abfahrt geschafft. Egal, das Bier und der Kuchen bei der Einkehr schmecken trotzdem.
Die dritte Tour führt uns nach Gramais und von dort aufs Gampenjoch, wo einige vor ein paar Jahren schon mal waren. A gmahde Wiesn, dachte ich. Denkste, aktuell schaut alles ganz anders aus und die Aufstiegsroute auch. Okay, damals war viel mehr Schnee und wir konnten über einen zugeschneiten Latschenhang aufsteigen, doch diesmal führt die vorhandene Spur durch die Steilrinne, durch die wir seinerzeit abfuhren. Also wieder mal Spitzkehrentechnik gefragt. Wieder kein Problem, aber anstrengend. Von der dritten Aufstiegsalternative rate ich ab, da ich für meine Skifahrerkollegen die Hoffnung habe, dass die noch unverspurt ist. Wieder schaffen es alle aufs Joch und von oben ist dann auch zu sehen, dass tatsächlich noch keiner vor uns die Variante auf der linken Talseite gefahren ist. Auch wenn es vielleicht etwas unglaubwürdig klingt, aber ich gönne es meinen Freunden. Ich steige über den Latschenhang ab, um ihren Hang nicht zu zerstören und darf mir wieder die Juchitzer über den Pulver anhören. Die obligatorische Abschlusseinkehr auf der Sonnenterrasse im Gasthof rundet die Tour perfekt ab. Ah ja, Rene die dritte: diesmal nur ein kapitaler Ausheber auf dem Glatteis eines Ziehwegs in der Früh, zum Glück nix passiert. Halt doch, beim Rückweg finden wir genau an der Stelle ein Stück seines Steigfelles...
Für den Abreisetag fahren wir nur kurz ins Namloser Tal, um Richtung Elmer Muttekopf und Tauber-(Namensgleichheit rein zufällig)spitze zu gehen und schauen wie weit wir kommen. Bald öffnet sich das herrliche Panorama des Schafkartals und wir sehen bereits den weiteren Verlauf. Wir nehmen uns vor, bis auf den Absatz zu gehen, wo sich die Gipfelzustiege trennen und schaffen dies auch. Der Schnee ist wieder gut, allerdings ist die Tour recht oft begangen und schon ziemlich zammgfahren. Hoho, kleiner Vorteil Schneeschuhgeher… aber nur ein sehr kleiner, schluchz!
In 5 Minuten sind wir wieder beim Föhrenhof, können uns umziehen und geniessen noch eine herrliche Einkehr auf der Sonnenterrasse mit Blick in die Lechtaler- und Arlberger Alpen.
Völlig entspannt und zufrieden über die tollen Tage lassen wir uns wie immer souveränst von Rene nach Haus kutschieren, diesmal den ganzen Tag über ohne einen Rene-Running-Gag. Einen riesengroßen Dank von mir an Helga, Brigitte, Gerhard, Leo, Frank und Rene für eine perfekt harmonierende Gruppe. Hoffentlich dürfen wir die Geniessertage nächsten Winter wieder erleben…
Thomas Appelt
Fachübungsleiter Skibergsteigen (diesmal Schneeschuhbergsteigen)
Skisafari Alpbachtal vom 26.1.-28.1.18
Dritter Anlauf – drittes Mal nix wars… zweimal wegen Schneemangel, diesmal war genug Schnee vorhanden, aber die Schneequalität ließ zu wünschen übrig. Einen Tag früher angereist, testete Dominik mit mir auf einer der Hangausrichtungen der geplanten Umrundung während einer Skitour die Schneeverhältnisse. Gut so, denn die Osthänge unterhalb der Sagtaler Spitze bestanden auf 900 Höhenmeter aus alle zwei Schwünge wechselnden Schnee, Bandbreite von Bruchharsch bis eingewehten Triebschnee. Keine Chance auf genussvolle Abfahrten, denn diese Hangausrichtung hätten wir bei der Umrundung der Skigebiete Wildschönau und Alpbachtal zweimal. Also wieder mal umgeplant und lieber Skitouren gemacht. Nur zu gut, wenn man im Tal jemanden kennt, der weiß, wo der gute Schnee zu finden ist. Also auf zum Kleinen Beil, dort soll es oberhalb der Faulbaumgartenalm Pulver geben. Im unteren Hangbereich finden wir zwar noch Bruch vor, doch den können wir bequem auf dem Fahrweg umgehen. Darüber stellen wir mit Freude fest, dass der Tipp stimmt, Pulver vom feinsten! Herrliche Hänge warten auf uns, doch davor müssen wir noch den sehr steilen Schlusshang meistern, die letzten Höhenmeter die Ski tragend, geniessen wir oben die Aussicht bis zum Wilden Kaiser. Nach dem technisch anspruchsvollen Steilhang lassen wir es stauben und viel zu schnell befinden wir uns auf dem Fahrweg, doch dann ist auch die Einkehr in der urgemütlichen Faulbaumgartenalm nicht mehr fern.
Wo es ein Kleines Beil gibt, ist meist ein Großes Beil nicht weit weg. So auch im Luegergraben, noch ein Stück länger ins Tal hinein, aber dann sofort über steile Hänge hinauf. Unten im Aufstieg finden wir noch eine dünne Kruste vor, wir gehen aber davon aus, dass die Sonne dafür sorgt, dass wir bei der Abfahrt weichen Schnee haben werden. Darüber gibt es wieder Pulver ohne Ende-ein Traum. Und noch keine Spuren! Am Gipfel stellen wir fest, dass dieser Berg meist von der Wildschönauer Seite bestiegen wird, wir sind nicht allein. Aber zum Glück fahren die ja alle wieder ihre Aufstiegsroute ab, wir können also unsere jungfräulichen Hänge selber verunstalten. Eine super Tour, mit leuchtenden Gesichtern statten wir der Faulbaumgartenalm unseren schon obligatorischen Einkehrschwung ab. Am Abend laufen wir unsere müden Beine bis zur Zirmalm wieder munter, bevor wir dort unsere Energiereservoirs mit leckerer Tiroler Küche wieder auffüllen. Absolut empfehlenswert, nicht nur wegen der lustigen Kellnerinnen, oder Gerhard?
Für Sonntag ist bedeckter Himmel vorausgesagt, also eine Tour, bei der die Orientierung leicht ist. Also Richtung Kleiner Galtenberg, die Hänge sind zwar steil, aber die Richtung ist durch das Gelände vorgegeben. Wir gehen bis in die Scharte, der Gipfelhang ist abgeblasen und lohnt nicht. Also abfellen, Brotzeit machen und los geht’s: wählen die Hänge ganz links, wo wir uns noch guten Schnee erhoffen. Für die einen gut, für die anderen schwierig zu fahren – 30-40cm leicht gebundener Triebschnee. Im lichten Lärchenwald urplötzlich schwerer Schnee – eine warme Luftschicht auf ca. 200hm. Quasi von einem Schwung zum nächsten wechselt der Schnee, einige tauchen gleich mal ein – und wieder auf. Heike mit einer Soloeinlage, die sie zum Glück unbeschadet übersteht, von ein paar netten Kommentaren abgesehen…
Fazit: richtige Entscheidung, keinen teuren Liftpass zu kaufen und sich dann über die Schneeverhältnisse zu ärgern.
Teilnehmer: Anja, Heike, Manni, Thomas S., Gerhard, Roland, Dominik
Thomas Appelt, Fül Skibergsteigen
Skitouren-Saisoneröffnung im Sellrain – Praxmar
Sonnenschein, Pulverschnee, tolle Skitouren… besser geht es kaum, wenn nur die Innsbrucker Skibergsteiger nicht das erste richtig schöne Winterwochenende genutzt hätten. Aber wir hatten es ja schon geahnt, von unserem bewährten Quartier in Juifenau, auf halber Strecke nach Praxmar gelegen, beobachteten wir Samstag beim Frühstück die zahlreichen vorbeifahrenden Autos mit Innsbrucker Kennzeichen und erkennbarer Tourenausrüstung. Trotz dass wir gleichfalls ziemlich früh aufbrachen, waren wir vielleicht nur ein paar Minuten zu spät im Talschluss Lüsens und bekamen keinen Parkplatz mehr. Das Wenden war schwieriger als gedacht, da die nachfolgenden Autofahrer meinten, wir würden Ihnen böses wollen, als wir Ihnen mitteilten, dass der Parkplatz restlos voll ist. Kurze Besprechung, Ziel geändert von Schöntalspitze in Zischgeles, ab zum Langlaufparkplatz unterhalb von Praxmar und von dort mit ein paar extra Höhenmeter starten. Der Parkplatz oben in Praxmar war auch vollgeparkt, sodaß die Erwartung auf Kolonnenverkehr unsere Aussicht auf tolle Pulverschneehänge ziemlich eingedampft hatte. Interessanterweise waren jedoch außer uns nur noch ein paar wenige mit dem gleichen Ziel unterwegs. Patrick mit der schnellen Gruppe steuerte im kalten Schatten direkt den Gipfel an, Thomas´ Gruppe, gemütlicher unterwegs, zog es vor, auf der Sonnenseite aufzusteigen, auf den Gipfel zu verzichten und auf einer Abfahrtsvariante bis auf einen sonnigen Absatz aufzusteigen. Von dort sahen wir schon schöne Pulverhänge mit nur ein paar Spuren. So kamen wir überraschenderweise zu einer herrlichen und einsamen Abfahrt. Aber wo waren nur all die anderen Tourengeher? Egal, die Einkehr im Gasthof Praxmar rundete den Traumtag ab.
Einen Tag zuvor sah die Situation am Parkplatz noch ganz anders aus. Nur ein paar Autos verloren sich am Freitag in der Früh, die Sonne vertrieb letzte Restwolken und der Tourenklassiker Lampsenspitze war unser Ziel. Wir begnügten uns mit dem Sattel unterhalb des Gipfels, da der Gipfelhang abgeblasen war. Eh fast allein unterwegs, querten wir nach links zu einer Variante und fanden dort perfekte Verhältnisse vor.
Für den Sonntag war der Praxmarer Grießkogel das Ziel, deutlich weniger begangen als seine Nachbargipfel, hieß es im Tourenführer. Eine halbe Stunde früher startend, bekamen wir locker Parkplätze und los gings. Diesmal übernahm Patrick die gemütliche Gruppe und hatte dabei die A…-Karte gezogen. Eine knappe Stunde unterhalb des Gipfels verabschiedete sich der hintere Bindungsbacken von Rene´s Fritschi-Bindung und kullerte den Steilhang hinunter. Grund: Steg gebrochen. Was tun? Rettung anrufen? Kommt die überhaupt wegen so was? Ratrac oder Bully anfordern? Geht auch nicht, es ist Sonntag nachmittag und die Rodelbahn ist stark frequentiert. Bindung fixieren? Gute Idee, aber was soll fixiert werden, wenn nix mehr da ist. Bleibt nur eins: Absteigen! Ist ein hartes Los bei Tiefschnee… Vorher mal Thomas anrufen und Bescheid geben, dessen Gruppe ist schon wieder unten am Parkplatz und wartet. Tipp von ihm: bis zur Rodelbahn absteigen, dann nette Rodler fragen, ob Rene mit ins Tal rodeln darf. Nach ein paar Minuten untätigen Rumstehens steigt Thomas mit Hildegards Ski auf dem Rucksack die Rodelbahn hoch und hofft, so Rene zu finden, damit der dann mit dem „Leihski“ abfahren kann. Wäre gar nicht nötig gewesen, auf halber Strecke kommt ein gelber Blitz auf einem Rodel entgegen: Rene! Hat geklappt, ein sehr nettes Innsbrucker Ehepaar hat einen seiner Schlitten zur Verfügung gestellt. Es gibt halt doch noch hilfsbereite Menschen… und ein guter Test für Patrick als Vorbereitung auf seine Ausbildung zum Fachübungsleiter. Super gemacht, richtige Entscheidungen getroffen, danke!
Völlig erschöpft, aber glücklich und erleichtert, dass nichts schlimmes passiert ist, erholt sich Rene während der Heimfahrt. Dennoch ein Traumeinstand in den Winter, drei tolle Touren, perfekt!
Dabei waren insgesamt 14 Tourengeher, rekordverdächtig, namentliche Aufzählung zu aufwendig, Teilnehmer siehe Gruppenbild
Thomas Appelt, FüL Skibergsteigen
Geniesserwoche Brennerberge vom 18.-23.2.18
Teilnehmer: Helga, Frank, Gerhard, Günter, Christoph, Thomas S., Rene, Leo
Zu einer perfekten Tourenwoche gehört vieles: eine tolle Gruppe, eine schöne Unterkunft, gute Schneeverhältnisse, Sonnenschein und eine funktionierende Heizung im Auto… die beiden letzten Voraussetzungen waren nur teilweise gegeben, wobei die Sonne deutlich öfter schien als dass die Heizung in Rene´s Bus warm wurde. Letztes Jahr das Drama mit der Lichtmaschine, dieses Jahr glimpflicher, aber alle waren sich einig: wenn mal nix wär, wär´s a nix…
Im Lawinenlagebericht hieß es: „die Schneequalität lässt zu wünschen übrig“ Mist, also gleich vorbauen und auf gar keinen Fall Pulverschnee versprechen. Die Teilnehmer nehmen es gefasst auf. Was bleibt Ihnen auch übrig? Trotzdem wollen alle am Anreisetag gleich eine Tour machen. Der Wetterbericht sagt ab Mittag Wolkenlücken voraus. Ziel: Grubenkopf im Obernbergtal. Zwischendurch keimt Hoffnung auf, die Wolken reißen ab und zu auf, oben am Joch bläst es jedoch und die Sicht ist schlecht. Wir haben Mühe, die Aufstiegsspur nicht zu verlieren und tasten uns im Whiteout hinab. Dann wird es endlich besser und wir haben noch ein paar nette Hänge. Toller Auftakt, wenn das so weiter geht, muss das Essen im Gasthof schon oberlecker sein, damit die Stimmung nicht kippt. Ankunft im Humlerhof in Nösslach, Zimmer beziehen, duschen, Abendessen. Erleichterung: das Essen ist wirklich oberlecker und reichlich noch dazu. Wenigstens… Am Nebentisch sitzt eine Schweizer Senioren-Skitourengruppe, schauen alle fit und drahtig aus. Vielleicht sollten wir unsere Tourenziele geheim halten, unsere Höhenmeter können mit deren sicher nicht mithalten. Wird nix draus, sie suchen die Konversation und wir kommen nicht aus. Also hören wir uns kleinlaut an, dass die morgen 1700hm geplant haben. Das schaffen wir vielleicht an zwei Tagen, aber wir sind ja auch Geniesser! Oder doch umplanen? Nein, Selbstbewusstsein zeigen, wir bleiben dabei:
2.Tour: Ziel Silleskopf im Valsertal, 900hm, Traumwetter, nordseitige Pulverhänge. Wir fragen uns, woher der LLB seine Infos bezieht. Dieser Schnee lässt keine Wünsche offen! Wir fahren noch zwei Kehren zum Gasthof Steckholzer und wollen in der Nachmittagssonne ein Bierchen, Kaffee und Kuchen geniessen. Was meinen wir zu sehen? Die Schweizer bevölkern die Bänke vor dem Gasthof und nehmen uns die Sonnenplätze weg. Christoph versucht, sie mit der Aussicht auf ein leckeres Abendessen in unserem Gasthof dazu zu bewegen, zu gehen. Die Schweizer schauen überrascht und ich denke mir, wenn die 1700hm machen wollten, können die noch gar nicht hier sein. Auch weil die Tour nicht im Valser- sondern im Schmirntal ist. Bringt auch nichts, sie stehen nicht auf, wir müssen uns reinsetzen. Ist aber auch nicht schlecht, der Gasthof ist wunderschön und die Mohntorte ein Gedicht. Abends stellen wir fest, dass es gar nicht „unsere“ Schweizer waren, sondern eine zufällig anwesende andere Schweizer Gruppe. Was die sich wohl gedacht haben? Wir nehmen es mit Humor und hören uns voller Respekt an, dass „unsere“ Schweizer auf der Wildlahnerscharte waren und echt 1700hm gemacht haben. Naja, sind halt Älpler und sind ihr ganzes Leben auf den Berg gerannt im Gegensatz zu uns. Wir beschließen, möglichst nichts mehr zu hören und schon gar nichts von unseren Touren zu erzählen. Klappt leider nicht, denn Christoph ist der Liebling einer redseligen Schweizerin, die den Ruhecharakter einer Sauna einfach ignoriert. Also sind wir immer auf dem laufenden… sie haben für morgen den Wolfendorn geplant, eine schwierige Tour mit meist hoher Lawinengefahr. Bei der Wettervorhersage hätte ich mich das nicht getraut. Mal schauen…
3.Tour: Ziel Eggerberg, 800hm, direkt vom Haus weg mit den Skiern, Wetter ist eher schlecht gemeldet. Helga und Rene pausieren, die anderen starten mit einem kurzen VS-Test an einer Trafostation, den die Geräte bestehen, keines sendet falsche Signale aus. Das Wetter ist besser als erwartet, doch als wir oben am Joch ankommen, zieht es etwas zu und wir beschließen, den Eggerberg auszulassen und auf den Nebengipfel vom Nösslachjoch zu gehen. Wir haben dennoch die richtige Wahl getroffen, denn alle Berge um uns herum sind in Wolken, und da wo der Wolfendorn sein muss, ist alles total dicht. Wir pflügen bei guter Sicht die freien Osthänge bis zum lichten Lärchenwald hinab, schon wieder Pulver, komisch aber gut so. Super, dass die Nösslachhütte an der Abfahrt liegt und geöffnet hat. Der SFR-Saunafunk teilt später mit, dass sie die Tour wegen schlechter Sicht und Lawinengefahr abbrechen mussten. Überrascht uns nicht, wir werden langsam selbstbewusster und überlegen, ob wir unser Schweigegelübde vielleicht brechen sollten.
4. Tour: Ellesspitze im Pflerschtal, Südtirol, 1350hm. Wir werden mutiger! Die Schweizer fahren ins Pfitschertal, wir wollen gar nicht mehr wissen, wo sie rauf wollen. Mia san mia! Wieder mal ein Traumtag. Sehr abwechslungsreiche Hänge, eine lange Tour, ich biete am Joch an, hier Schluss zu machen, doch alle wollen noch über den Gipfelgrat auf den Gipfel. Okaaay, ich bin richtig stolz auf meine Gruppe. Eine tolle Aussicht auf die Südtiroler Berge belohnt die Mühen und schon brausen wir wieder über die Steilhänge und die flacheren Mulden hinab, über eine Abfahrtsvariante fahren wir in den hinteren Talschluss ab, der Schnee wird unten hinaus durchaus anspruchsvoll, aber das meistern wir problemlos. Sehr zufrieden mit der Tour an sich und noch mehr mit uns kehren wir gleich ein und sehen am Nachbartisch schon wieder eine Schweizer Gruppe sitzen. Ja, hams denn ka Berg mehr? Zum ersten Mal in dieser Woche interessiert es uns nicht, was Schweizer machen! Auch in der Sauna und am Abend merken wir, dass es sich langsam dreht, ich werde am Salatbuffet vom Schweizer Bergführer angesprochen, was wir wohl gemacht hätten. Schon vor dem Essen wälzen die Schweizer die AV-Karten, während wir uns entspannt durch die allabendlichen 5-Gänge futtern. Unsere Tourplanung ist der Geniesserwoche angepasst und demnach eher kurz, dafür gibt es einige Nach-Geburtstagsrunden Willi´s und Nuss.
5. Tour: Ultenspitze im Schmirntal, 800hm. Wieder ist eher schlechtes Wetter angekündigt. Diese Tour führt durch schöne Waldschneisen und wir hoffen zumindest auf gute Sicht. Zügig zieht die Spur hoch und wir sind recht schnell oben. Der Gipfel, eher unscheinbar, fällt auf der Südseite steil ab und der Gipfelgrat ist schmal. Der Gipfelhang ist schon recht verspurt und wir sind nicht die ersten. Ich entferne mich wegen meiner Konfirmandenblase etwas vom Gipfel und entdecke dabei eine etwas versteckte Rinne, die ganz gut ausschaut. Wir verhalten uns unauffällig, damit keiner merkt, was wir vorhaben und orientieren uns nach links. Ist aber mit neun Personen zum Scheitern verurteilt, die anderen sehen natürlich, wohin wir fahren. Also nicht trödeln, sondern zügig hinab. Und wieder bin ich stolz auf die Gruppe, wir schaffen es als erste in die unverspurten Rinnen und Mulden einzufahren und schweben dahin. Günter meint, so könne es 5000hm weiter gehen, doch nach rund 500hm biegen wir wieder in die Aufstiegsschneise ein. Unsere Erwartungen für heute wurden mehrfach übertroffen, auch bei der Einkehr im Schmirner Stadl, wo wir einen vorzüglichen Macchiato bekamen, und das in Österreich… Von den Schweizern wurde überliefert, dass sie an Ihrem letzten Tag auf den Blaser im Gschnitztal wollten. Dieser Berg hat nicht umsonst seinen Namen, wir wissen nicht, warum sie gerade dort hinauf wollten und es ist uns auch egal… Wir geniessen unseren letzten Abend und alle wollen morgen am Abreisetag noch eine Tour machen. Mir hätte es eigentlich schon gereicht, aber so funktioniert Basisdemokratie halt mal. Also nochmal in die Tourplanung und
6.Tour: Gammerspitze im Schmirntal durch die Jeneweinrinne, das ist eine Lawinenrinne, die durchwegs steil über 1200hm nach oben zieht. Nur bei sicheren Verhältnissen, die haben wir und die Sonne soll auch scheinen, also wenn nicht heute, wann dann? Ich erhoffe mir im oberen Bereich Pulverschnee, ist die gleiche Hangrichtung wie gestern. Die Schweizer sind ohnehin kein Thema mehr, allenfalls noch mitleidig belächelt ob der Tourenwahl. Die Gruppe zieht gnadenlos hoch, nach der Baumgrenze liegen die freien Hänge vor uns: steil, unverspurt und pulvrig. Wir sind überwältigt und legen eine Brotzeitpause in der Vormittagssonne ein. Noch 600hm und keine Spur vorhanden, meine Arbeit beginnt jetzt erst richtig. Kehre um Spitzkehre reiht sich aneinander, bis wir über die letzte Kante kommen und ein gigantisches Gipfelpanorama vor uns sehen. Olperer, Schrammacher, Kaserer, Tuxer Ferner, sogar den Wolfendorn sieht man wieder. Wieder sitzen alle neune in der Gipfelsonne und machen Brotzeit, Respekt. Einziger Wermutstropfen sind die Steine auf den ersten 100hm in der Abfahrt, die für einige Kratzer im Belag und den Kanten sorgen. Doch dann ist kein Halten mehr: Lines in den Hang legen, Zöpfchen flechten, jeder wie er will. Ein Traumabschluss für diese Woche. Alle wieder heil und glücklich unten, eine letzte Einkehr mit Riesenpizza und ab nach Hause. Vielen Dank an alle für die tolle Woche und die Moral von der Geschicht: LLB, bleib bei deinen Leisten, denn die Lawinenvorhersagen waren zutreffend, die Schneevorhersagen (zum Glück) nicht. Und Schweizer Tourengeher müssen nicht zwangsläufig Rother Tourengehern überlegen sein…
Thomas Appelt, FüL Skibergsteigen
Geniessertour 2019 – Skitouren im Gsieser Tal und den Sextener Dolomiten
Vom 10.-15.3.19
Traditionell in der Woche nach Fasching geht es zum Skitouring und kulinarischen Genüssen. Diesmal im Gasthof Waldheim in Gsies. Ein leckeres 4-Gänge-Menue am Abend und ein üppiges Frühstücksbuffet lassen keine Wünsche offen. Der Spa-Bereich im Gasthof war super und hat unsere müden Beine wieder fit gemacht. Die Einkehr nach der Tour mit Macchiato, Cappucchino, sogar Rotwein, Buchweizentorte, Kaiserschmarrn usw. ist sowieso obligatorisch.
Tatsächlich haben wir sogar jeden Tag eine Skitour unternommen. Hier ein kurzer Überblick über unsere Ziele:
1.Tag: Anreisetag, nach dem Einchecken geht es in den Talschluss und wir nehmen erschöpft von der Autofahrt den Tellerlift zu Hilfe und ersparen uns somit satte 230hm. Über die Pfinnalm peilen wir die Pfinnscharte an. Der Schnee ist weich, aber gut fahrbar. Einkehr auf der Sonnenterrasse im Gasthof in der strahlenden Nachmittagssonne.
2.Tag: Ziel Großer Jaufen über dem Pragser Wildsee. Eine beeindruckende Szenerie, das altehrwürdige Hotel aus der Gründerzeit, die steilen Nordwände des Seekofel bilden den Abschluss im Süden. Wir müssen erst über den zugefrorenen See, dann durch die steile Engstelle Nabiges Loch, geht nur mit Harscheisen und guter Spitzkehrentechnik. Am Gipfel macht es rechtzeitig ein Sonnenfenster auf und wir können bei guter Sicht über die riesige Hochfläche abfahren. Eine homogene Gruppe in der Abfahrt, alle überwinden die obige Engstelle und wir stehen nach ruppiger Abfahrt vor dem See und überlegen, ob wir mit Schwung aufs Eis fahren können. Es geht und mit guter Skatingtechnik gewinnt Rene das Rennen. Die Einkehr im Hotel hat Stil und rundet das Gesamterlebnis ab.
3.Tag: Königstour Sextener Stein, eine geniale Aussichtsplattform gegenüber den 3 Zinnen. Wolkenloser Himmel, die Bedingungen sind perfekt. Wir bleiben eine halbe Stunde am Gipfel und geniessen die überwältigende Dolomitenlandschaft. Die Abfahrt durch verschiedenste Schneeverhältnisse fordert uns bis direkt vor die Sonnenterrasse der Talschlusshütte im Fischleintal. Egal, alle sind glücklich und zufrieden. Für unseren Gruppenältesten, der alle vorherigen Schwierigkeiten bravouriös gemeistert hat, wird die abschließende Abfahrt über die Loipe zum Verhängnis und legt zur Unterhaltung der Hüttengäste einen tollen Stunt hin. Hauptsache nix passiert!
4.Tag: Eigentlich Erholungstag, Strudelkopf von der Plätzwiese aus. Es geht gut los: wir können noch mautfrei hoch, missachten eine rote Ampel ohne Konsequenzen und wollen gutgelaunt starten. Nur spielt da die Bindung von Thomas nicht mit, ein Pin des Vorderbackens verabschiedet sich beim Einsteigen und somit lässt sich der Schuh nicht mehr arretieren. Günter übernimmt die Führung, Thomas geht auf die Suche nach dem verlorenen Material, gibt schließlich auf und folgt der Gruppe zu Fuß. Fast zeitgleich treffen wir uns am Gipfel und dank der ausgetretenen Spur ist es mit den Skistiefeln auch runter wieder gut machbar. Der Versuch, die Bindung reparieren zu lassen, scheitert nach rund 2-stündiger Odyssee durch Welsberg und Thomas leiht sich für die letzte Tour einen Ski.
Letzter Tourentag: Kalksteiner Jöchl, erst über die Rodelbahn, dann über einen guten Waldweg und zum Schluss durch lichten Wald und freie Hänge aufs Joch. Die Wolken reissen immer mehr auf, die Sicht ist super. Durch unverspurte Pulverhänge schwingen wir beschwingt ins Tal. Abschlusseinkehr in der Talschlusshütte in St.Magdalena.
Danke an Gerhard für den Kasten Pyraser Rotbier, den wir nachmittags im Zimmer geleert haben und die eine oder andere Anekdote von Günter erzählt bekommen haben.
Dabei waren: Brigitte, Heike, Günter, Frank, Gerhard, Rene, Leo und Thomas.
Danke an Thomas und auch Günter für die wundervolle Woche
Brigitte, Heike und Rene