Geniessertour Brennerberge
Geniesserwoche Brennerberge vom 18.-23.2.18
Teilnehmer: Helga, Frank, Gerhard, Günter, Christoph, Thomas S., Rene, Leo
Zu einer perfekten Tourenwoche gehört vieles: eine tolle Gruppe, eine schöne Unterkunft, gute Schneeverhältnisse, Sonnenschein und eine funktionierende Heizung im Auto… die beiden letzten Voraussetzungen waren nur teilweise gegeben, wobei die Sonne deutlich öfter schien als dass die Heizung in Rene´s Bus warm wurde. Letztes Jahr das Drama mit der Lichtmaschine, dieses Jahr glimpflicher, aber alle waren sich einig: wenn mal nix wär, wär´s a nix…
Im Lawinenlagebericht hieß es: „die Schneequalität lässt zu wünschen übrig“ Mist, also gleich vorbauen und auf gar keinen Fall Pulverschnee versprechen. Die Teilnehmer nehmen es gefasst auf. Was bleibt Ihnen auch übrig? Trotzdem wollen alle am Anreisetag gleich eine Tour machen. Der Wetterbericht sagt ab Mittag Wolkenlücken voraus. Ziel: Grubenkopf im Obernbergtal. Zwischendurch keimt Hoffnung auf, die Wolken reißen ab und zu auf, oben am Joch bläst es jedoch und die Sicht ist schlecht. Wir haben Mühe, die Aufstiegsspur nicht zu verlieren und tasten uns im Whiteout hinab. Dann wird es endlich besser und wir haben noch ein paar nette Hänge. Toller Auftakt, wenn das so weiter geht, muss das Essen im Gasthof schon oberlecker sein, damit die Stimmung nicht kippt. Ankunft im Humlerhof in Nösslach, Zimmer beziehen, duschen, Abendessen. Erleichterung: das Essen ist wirklich oberlecker und reichlich noch dazu. Wenigstens… Am Nebentisch sitzt eine Schweizer Senioren-Skitourengruppe, schauen alle fit und drahtig aus. Vielleicht sollten wir unsere Tourenziele geheim halten, unsere Höhenmeter können mit deren sicher nicht mithalten. Wird nix draus, sie suchen die Konversation und wir kommen nicht aus. Also hören wir uns kleinlaut an, dass die morgen 1700hm geplant haben. Das schaffen wir vielleicht an zwei Tagen, aber wir sind ja auch Geniesser! Oder doch umplanen? Nein, Selbstbewusstsein zeigen, wir bleiben dabei:
2.Tour: Ziel Silleskopf im Valsertal, 900hm, Traumwetter, nordseitige Pulverhänge. Wir fragen uns, woher der LLB seine Infos bezieht. Dieser Schnee lässt keine Wünsche offen! Wir fahren noch zwei Kehren zum Gasthof Steckholzer und wollen in der Nachmittagssonne ein Bierchen, Kaffee und Kuchen geniessen. Was meinen wir zu sehen? Die Schweizer bevölkern die Bänke vor dem Gasthof und nehmen uns die Sonnenplätze weg. Christoph versucht, sie mit der Aussicht auf ein leckeres Abendessen in unserem Gasthof dazu zu bewegen, zu gehen. Die Schweizer schauen überrascht und ich denke mir, wenn die 1700hm machen wollten, können die noch gar nicht hier sein. Auch weil die Tour nicht im Valser- sondern im Schmirntal ist. Bringt auch nichts, sie stehen nicht auf, wir müssen uns reinsetzen. Ist aber auch nicht schlecht, der Gasthof ist wunderschön und die Mohntorte ein Gedicht. Abends stellen wir fest, dass es gar nicht „unsere“ Schweizer waren, sondern eine zufällig anwesende andere Schweizer Gruppe. Was die sich wohl gedacht haben? Wir nehmen es mit Humor und hören uns voller Respekt an, dass „unsere“ Schweizer auf der Wildlahnerscharte waren und echt 1700hm gemacht haben. Naja, sind halt Älpler und sind ihr ganzes Leben auf den Berg gerannt im Gegensatz zu uns. Wir beschließen, möglichst nichts mehr zu hören und schon gar nichts von unseren Touren zu erzählen. Klappt leider nicht, denn Christoph ist der Liebling einer redseligen Schweizerin, die den Ruhecharakter einer Sauna einfach ignoriert. Also sind wir immer auf dem laufenden… sie haben für morgen den Wolfendorn geplant, eine schwierige Tour mit meist hoher Lawinengefahr. Bei der Wettervorhersage hätte ich mich das nicht getraut. Mal schauen…
3.Tour: Ziel Eggerberg, 800hm, direkt vom Haus weg mit den Skiern, Wetter ist eher schlecht gemeldet. Helga und Rene pausieren, die anderen starten mit einem kurzen VS-Test an einer Trafostation, den die Geräte bestehen, keines sendet falsche Signale aus. Das Wetter ist besser als erwartet, doch als wir oben am Joch ankommen, zieht es etwas zu und wir beschließen, den Eggerberg auszulassen und auf den Nebengipfel vom Nösslachjoch zu gehen. Wir haben dennoch die richtige Wahl getroffen, denn alle Berge um uns herum sind in Wolken, und da wo der Wolfendorn sein muss, ist alles total dicht. Wir pflügen bei guter Sicht die freien Osthänge bis zum lichten Lärchenwald hinab, schon wieder Pulver, komisch aber gut so. Super, dass die Nösslachhütte an der Abfahrt liegt und geöffnet hat. Der SFR-Saunafunk teilt später mit, dass sie die Tour wegen schlechter Sicht und Lawinengefahr abbrechen mussten. Überrascht uns nicht, wir werden langsam selbstbewusster und überlegen, ob wir unser Schweigegelübde vielleicht brechen sollten.
4. Tour: Ellesspitze im Pflerschtal, Südtirol, 1350hm. Wir werden mutiger! Die Schweizer fahren ins Pfitschertal, wir wollen gar nicht mehr wissen, wo sie rauf wollen. Mia san mia! Wieder mal ein Traumtag. Sehr abwechslungsreiche Hänge, eine lange Tour, ich biete am Joch an, hier Schluss zu machen, doch alle wollen noch über den Gipfelgrat auf den Gipfel. Okaaay, ich bin richtig stolz auf meine Gruppe. Eine tolle Aussicht auf die Südtiroler Berge belohnt die Mühen und schon brausen wir wieder über die Steilhänge und die flacheren Mulden hinab, über eine Abfahrtsvariante fahren wir in den hinteren Talschluss ab, der Schnee wird unten hinaus durchaus anspruchsvoll, aber das meistern wir problemlos. Sehr zufrieden mit der Tour an sich und noch mehr mit uns kehren wir gleich ein und sehen am Nachbartisch schon wieder eine Schweizer Gruppe sitzen. Ja, hams denn ka Berg mehr? Zum ersten Mal in dieser Woche interessiert es uns nicht, was Schweizer machen! Auch in der Sauna und am Abend merken wir, dass es sich langsam dreht, ich werde am Salatbuffet vom Schweizer Bergführer angesprochen, was wir wohl gemacht hätten. Schon vor dem Essen wälzen die Schweizer die AV-Karten, während wir uns entspannt durch die allabendlichen 5-Gänge futtern. Unsere Tourplanung ist der Geniesserwoche angepasst und demnach eher kurz, dafür gibt es einige Nach-Geburtstagsrunden Willi´s und Nuss.
5. Tour: Ultenspitze im Schmirntal, 800hm. Wieder ist eher schlechtes Wetter angekündigt. Diese Tour führt durch schöne Waldschneisen und wir hoffen zumindest auf gute Sicht. Zügig zieht die Spur hoch und wir sind recht schnell oben. Der Gipfel, eher unscheinbar, fällt auf der Südseite steil ab und der Gipfelgrat ist schmal. Der Gipfelhang ist schon recht verspurt und wir sind nicht die ersten. Ich entferne mich wegen meiner Konfirmandenblase etwas vom Gipfel und entdecke dabei eine etwas versteckte Rinne, die ganz gut ausschaut. Wir verhalten uns unauffällig, damit keiner merkt, was wir vorhaben und orientieren uns nach links. Ist aber mit neun Personen zum Scheitern verurteilt, die anderen sehen natürlich, wohin wir fahren. Also nicht trödeln, sondern zügig hinab. Und wieder bin ich stolz auf die Gruppe, wir schaffen es als erste in die unverspurten Rinnen und Mulden einzufahren und schweben dahin. Günter meint, so könne es 5000hm weiter gehen, doch nach rund 500hm biegen wir wieder in die Aufstiegsschneise ein. Unsere Erwartungen für heute wurden mehrfach übertroffen, auch bei der Einkehr im Schmirner Stadl, wo wir einen vorzüglichen Macchiato bekamen, und das in Österreich… Von den Schweizern wurde überliefert, dass sie an Ihrem letzten Tag auf den Blaser im Gschnitztal wollten. Dieser Berg hat nicht umsonst seinen Namen, wir wissen nicht, warum sie gerade dort hinauf wollten und es ist uns auch egal… Wir geniessen unseren letzten Abend und alle wollen morgen am Abreisetag noch eine Tour machen. Mir hätte es eigentlich schon gereicht, aber so funktioniert Basisdemokratie halt mal. Also nochmal in die Tourplanung und
6.Tour: Gammerspitze im Schmirntal durch die Jeneweinrinne, das ist eine Lawinenrinne, die durchwegs steil über 1200hm nach oben zieht. Nur bei sicheren Verhältnissen, die haben wir und die Sonne soll auch scheinen, also wenn nicht heute, wann dann? Ich erhoffe mir im oberen Bereich Pulverschnee, ist die gleiche Hangrichtung wie gestern. Die Schweizer sind ohnehin kein Thema mehr, allenfalls noch mitleidig belächelt ob der Tourenwahl. Die Gruppe zieht gnadenlos hoch, nach der Baumgrenze liegen die freien Hänge vor uns: steil, unverspurt und pulvrig. Wir sind überwältigt und legen eine Brotzeitpause in der Vormittagssonne ein. Noch 600hm und keine Spur vorhanden, meine Arbeit beginnt jetzt erst richtig. Kehre um Spitzkehre reiht sich aneinander, bis wir über die letzte Kante kommen und ein gigantisches Gipfelpanorama vor uns sehen. Olperer, Schrammacher, Kaserer, Tuxer Ferner, sogar den Wolfendorn sieht man wieder. Wieder sitzen alle neune in der Gipfelsonne und machen Brotzeit, Respekt. Einziger Wermutstropfen sind die Steine auf den ersten 100hm in der Abfahrt, die für einige Kratzer im Belag und den Kanten sorgen. Doch dann ist kein Halten mehr: Lines in den Hang legen, Zöpfchen flechten, jeder wie er will. Ein Traumabschluss für diese Woche. Alle wieder heil und glücklich unten, eine letzte Einkehr mit Riesenpizza und ab nach Hause. Vielen Dank an alle für die tolle Woche und die Moral von der Geschicht: LLB, bleib bei deinen Leisten, denn die Lawinenvorhersagen waren zutreffend, die Schneevorhersagen (zum Glück) nicht. Und Schweizer Tourengeher müssen nicht zwangsläufig Rother Tourengehern überlegen sein…
Thomas Appelt, FüL Skibergsteigen