Geniessertour Lechtal 2022
Geniessertage im Lechtal
Die Corona-Zwangspause war schon viel zu lang. Die Sehnsucht nach erfüllenden Bergerlebnissen lässt erst gar keine Zweifel in mir aufkeimen. Ich muss das Verbot meines Arztes, dass ich in diesem Winter nicht Ski fahren darf, umgehen. Es gibt nur eine Lösung, die mich zwar nicht gerade begeistert, aber es hilft ja nix… statt Skitouren dann halt Schneeschuhtouren!
Die Stamm-Teilnehmer an den bisherigen Geniessertagen kurzfristig angemailt und ein paar Tage später hat sich schon eine stattliche 7-köpfige Gruppe gebildet. Natürlich wie immer in der Woche nach Fasching und natürlich wieder mit dem Dulli-Bus von Rene! Und natürlich dürfen die anderen im Gegensatz zu mir mit ihren Tourenski laufen und (grummel) abfahren.
Ein passendes Ziel zu finden, fiel mir schwerer als gedacht. Und wie so oft, als die Favoriten abgehakt und für untauglich befunden waren, fiel mir das Lechtal ein. Einfache, relativ kurze Anreise, ruhig und vom Massentourismus verschont und viele Tourenmöglichkeiten. Nur ein „Geniesser“-Quartier musste noch her. Aufgrund der vielen tollen Quartiere der letzten Jahre gar nicht so leicht. Doch Glück gehabt, der Föhrenhof in Stanzach ist ein super Hotel, herzlich geführt, schöne Zimmer, netter Wellnessbereich, und sehr wichtig: hervorragendes Essen. Die Bedienungen haben nach dem ersten Abend Mitleid mit uns, weil die holländische Reisegruppe vor uns das Salatbuffet geplündert hat und lässt die nächsten Abende die Holländer jeweils so lange warten, dass wir rechtzeitig ans Buffet kommen. Für ein Späßchen sind sie auch zu haben, als unser allerliebster Rene statt eines leckeren Marillenschnaps ein Stamperl „Leitungsheimer ohne bekommt“ und sich noch wundert, dass er im Gegensatz zu uns das Aroma nicht riecht. Corona lässt grüßen…
Wir erwischen eine Super Woche, was in diesem Winter nicht schwer ist, denn gefühlt scheint eigentlich dauernd die Sonne. Der Unterschied zu manch anderen Wochen ist, dass es noch ziemlich kalt geblieben ist. Dies beschert uns späteres Aufstehen und entscheidend: tollen Pulverschnee! Was mir wiederum herzlichst egal sein könnte mit den Sch….schuhen, aber auch wenn es bei den Abstiegen schon echt hart war, runter laufen zu müssen und nicht abfahren zu dürfen: ich hab mich ehrlich für die anderen gefreut, dass der Schnee überwiegend genial war.
Bei der Tourenplanung kamen nur solche Touren in Betracht, die keine langen Talhatscher haben. Zum einen hatte ich keine Lust, stundenlang einen Ziehweg talauswärts zu laufen während die anderen mit den Skiern in ein paar Minuten unten wären und zum anderen sollte die Gruppe auch möglichst zeitgleich wieder am Ausgangspunkt zurück sein. Da kam mir auch ein bißchen meine Gebietskenntnis im Lechtal zugute und so fielen mir relativ schnell einige Touren ein, die dafür geeignet schienen.
An Anreisetag wollten wir zum Eingehen eine kleine Halbtagestour zur Krinnenalpe machen. Hat nur teilweise funktioniert. Krinnenalpe ja, Eingehen eher nicht, weil unsere Aufstiegsroute vom Haldensee aus unbekannterweise durch eine sehr steile und enge Rinne führte und eine sehr gute Spitzkehrentechnik erforderte. Haben alle bestens geschafft, Vorteil bei mir: mit Schneeschuhen problemlos… Abfahrt im unteren Bereich über die Piste, Rene fuhr vor und sollte den Bus holen, verfuhr sich in einen Eisfall und entkam einem völligen Desaster nach seiner eigenen Aussage nur Dank seiner hervorragenden Skitechnik. Für nähere Infos steht er selbstverständlich jederzeit bei den nächsten Stammtischen zur Verfügung, oder Rene?
Am nächsten Tag war das Sattele unser Ziel, ein früherer Übergang zum Warentransport vom Hahntennjoch nach Gramais. Ein herrliches Kar, perfekt geneigtes Skigelände (knurr). Und wieder Rene… oben angekommen packt er seine (mittlerweile von Bataillon- auf Normalgröße geschrumpfte) Brotzeitbox aus, die sich nach kurzer Zeit von selbst auf die andere Talseite Richtung Gramais bewegt. Zum untätigen Staunen und Bangen verurteilt, beobachten wir die Rutschpartie. Noch über eine kleine Kante hinweg und die Dose saust die steilen Schneehänge auf Nimmerwiedersehen hinab. Erinnerungen an Helga´s Thermosflasche werden wach, die bei einer Mädelstour von einigen Jahren keinen Halt mehr fand und wohl noch immer irgendwo im Bachbett vor sich hin rostet. Doch wie von der Hand Gottes gebremst, nimmt sie diese letzte Hürde nicht mehr und bleibt liegen. Alles ist gut, besonders die folgende Abfahrt, wie ich mir im Tal sagen lassen musste: ein Traum! Hurra, ich habs auch ohne Abfahrt geschafft. Egal, das Bier und der Kuchen bei der Einkehr schmecken trotzdem.
Die dritte Tour führt uns nach Gramais und von dort aufs Gampenjoch, wo einige vor ein paar Jahren schon mal waren. A gmahde Wiesn, dachte ich. Denkste, aktuell schaut alles ganz anders aus und die Aufstiegsroute auch. Okay, damals war viel mehr Schnee und wir konnten über einen zugeschneiten Latschenhang aufsteigen, doch diesmal führt die vorhandene Spur durch die Steilrinne, durch die wir seinerzeit abfuhren. Also wieder mal Spitzkehrentechnik gefragt. Wieder kein Problem, aber anstrengend. Von der dritten Aufstiegsalternative rate ich ab, da ich für meine Skifahrerkollegen die Hoffnung habe, dass die noch unverspurt ist. Wieder schaffen es alle aufs Joch und von oben ist dann auch zu sehen, dass tatsächlich noch keiner vor uns die Variante auf der linken Talseite gefahren ist. Auch wenn es vielleicht etwas unglaubwürdig klingt, aber ich gönne es meinen Freunden. Ich steige über den Latschenhang ab, um ihren Hang nicht zu zerstören und darf mir wieder die Juchitzer über den Pulver anhören. Die obligatorische Abschlusseinkehr auf der Sonnenterrasse im Gasthof rundet die Tour perfekt ab. Ah ja, Rene die dritte: diesmal nur ein kapitaler Ausheber auf dem Glatteis eines Ziehwegs in der Früh, zum Glück nix passiert. Halt doch, beim Rückweg finden wir genau an der Stelle ein Stück seines Steigfelles...
Für den Abreisetag fahren wir nur kurz ins Namloser Tal, um Richtung Elmer Muttekopf und Tauber-(Namensgleichheit rein zufällig)spitze zu gehen und schauen wie weit wir kommen. Bald öffnet sich das herrliche Panorama des Schafkartals und wir sehen bereits den weiteren Verlauf. Wir nehmen uns vor, bis auf den Absatz zu gehen, wo sich die Gipfelzustiege trennen und schaffen dies auch. Der Schnee ist wieder gut, allerdings ist die Tour recht oft begangen und schon ziemlich zammgfahren. Hoho, kleiner Vorteil Schneeschuhgeher… aber nur ein sehr kleiner, schluchz!
In 5 Minuten sind wir wieder beim Föhrenhof, können uns umziehen und geniessen noch eine herrliche Einkehr auf der Sonnenterrasse mit Blick in die Lechtaler- und Arlberger Alpen.
Völlig entspannt und zufrieden über die tollen Tage lassen wir uns wie immer souveränst von Rene nach Haus kutschieren, diesmal den ganzen Tag über ohne einen Rene-Running-Gag. Einen riesengroßen Dank von mir an Helga, Brigitte, Gerhard, Leo, Frank und Rene für eine perfekt harmonierende Gruppe. Hoffentlich dürfen wir die Geniessertage nächsten Winter wieder erleben…
Thomas Appelt
Fachübungsleiter Skibergsteigen (diesmal Schneeschuhbergsteigen)